Früher war alles besser? Nicht wirklich.

Wer von der vergangenen bäuerlichen Welt spricht, meint die Oberschicht eines Dorfes, die Bauern und ihre Familien. Denn das Leben im Dorf wird meist im Sinn der Romantik des frühen 19. Jhdt. idealisiert dargestellt, verzerrt zur schönen Illusion einer vorgeblich besseren Welt vor dem Einsetzen der Industrialisierung.

Jedoch: Das Leben war geprägt von harter Arbeit, fehlender sozialer Sicherheit, Krankheit und Entbehrung und einer sehr starren dörflichen Gesellschaft. Wer nicht zur besitzenden Schicht zählte, musste sein Leben meist in beinahe absoluter Rechtlosigkeit fristen. Zwar waren die Bauern bis 1848 selbst Untertanen einer Gutsherrschaft; dennoch standen sie ihrem Haus vor und hatten Befehlsgewalt über die Hilfskräfte. Diese unterbäuerlichen Schichten setzten sich hauptsächlich aus Dienstboten, Inwohnern, Ziehkindern,
Einlegern, Saisonarbeitern, Taglöhnern sowie Personen mit wenig
angesehenen Berufen zusammen.

Obwohl sie die große Mehrzahl der Bevölkerung bildeten, gibt es bis heute kaum wissenschaftliches Interesse an ihrem Leben. Hier hakt das vorliegende Projekt ein. Eine Publikation erforscht dieses wichtige Thema regionaler Geschichte auf wissenschaftlichem Niveau. Die Arbeit von Mag. Marianne Messerer schildert erstmals die Geschichte ländlicher Unterschichten, und zwar an Hand der im Museumsdorf Niedersulz vorhandenen Kleinhäusler-Häuser und der Geschichte ihrer Besitzer. Weiters widmen sich an insgesamt vier Thementagen geführte Rundgänge durchs Dorf dieser bisher nicht beachteten Facette des vergangenen Weinviertels.