Feste feiern!
Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war der Kirtag das soziale Ereignis schlechthin im kargen Jahresablauf der dörflichen Gemeinschaften und zugleich eines der wenigen großen dörflichen Feste im Jahreskreis. Im Vorfeld wurde gekocht, gebraten und gebacken, die Häuser wurden geweißt, Höfe gekehrt und Straßen und Gehsteige gesäubert; es wurde geputzt, genäht und geflickt. Im Zentrum standen aber immer Tanz und Musik.
In den letzten Jahrzehnten jedoch hat sich vieles geändert. Der Kirtag hat im Zuge der enorm gestiegenen Mobilität der Menschen, durch die Tatsache, dass die meisten Leute nicht mehr im Dorf arbeiten, und nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Säkularisierung seine Bedeutung verloren. Auch die traditionelle Kirtagsmusik ist in Vergessenheit geraten.
Durch hartnäckiges Festhalten an Traditionen gelang es dem Patzmannsdorfer Bauern Alois Haslinger, ein umfangreiches Notenarchiv dieser Musikstücke anzulegen. Die „Weinviertler Kirtagsmusik“ erhält sie am Leben und spielt sie so oft wie möglich. So kehrt sie langsam wieder ins kollektive Gedächtnis zurück und findet einen Platz im kulturellen Kontext der Region.
Ein weiterer gefährdeter Bestandteil des Weinviertler Kulturerbes ist die „ui-Mundart“. Dichter wie Josef Misson, Alois Schifferl oder Adolf Jagenteufel haben sich ihrer bedient. In zahlreichen Gedichten haben sie Land und Leute sowie Feste und Gebräuche anschaulich beschrieben und auf diese Weise unschätzbare authentische Zeit- dokumente geschaffen. Alois Haslinger spricht den ui-Dialekt und trägt die Gedichte authentisch vor.
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