Das Leben ist ein langer ruhiger Fluss
Der französische Ausdruck „en passant“ lässt sich mit „im Vorbeigehen“ übersetzen und bezeichnet unter anderem eine Tätigkeit, die man nebenher und ohne viel Aufwand, eben im Vorbeigehen, erledigen kann.
Passanten sind Menschen, die an einem Ort zufällig vorübergehen. Sie haben ihn nicht zum Ziel, sondern passieren ihn unterwegs zu ihrem Ziel. Sie sind Entitäten im urbanen Fluss, Teil eines unablässigen Stromes von zwar zielgerichteten aber wie zufällig scheinenden Einzelbewegungen. Ein Künstler verharrt an einem Ort und beobachtet. Er ist immobil, Passanten ziehen vorbei, seine zeichnende Hand übersetzt diese Information auf intuitive Weise unmittelbar aufs Papier.
So entstehen Sekundenportraits, in wenigen Augenblicken fertiggestellt. Individualisierte Massenproduktion als adäquater künstlerischer Reflex auf die Menschenwelle, die stetig vorüberschwappt. Die Originalzeichnungen entstehen auf kleinen Post-it-Notizzetteln. Sie werden eingescannt und in einem Loop aneinandergereiht.
Das Ergebnis sind monochrome Strichzeichnungen auf gelbem Hintergrund. Auf einem Bildschirm wandern in Augenhöhe die auf ein durchschnittliches Naturmaß vergrößerten Gesichter an dem Betrachter vorbei, eine endlose Reihe von individuellen Ausdrücken, Gesichter und Lebensgeschichten, intuitiv erfasst und in wenigen Augenblicken mit raschen Strichen erzählt.
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