Ein Aktionistentreffen in Mistelbach

Die Wiener Gruppe um Konrad Bayer, Oswald Wiener, Friedrich Achleitner, H.C. Artmann und Gerhard Rühm bestand zwischen 1957 und 1964 und war ein Kreis experimenteller Literaten. Prägend war ihre Nähe zu zeitgenössischer Musik und bildender Kunst; sie beeinflussten z.B. auch den Wiener Aktionismus. Konrad Bayer hat 1964 einige Monate auf Schloss Hagenberg gelebt und dort am Roman „der sechste sinn“ gearbeitet.

In diesem Projekt kommen Komponisten der neuen Musikszene Österreichs und Deutschlands zusammen, um aus heutiger Sicht die avantgardistische Literatur der Wiener Gruppe und ihres Umfeldes (Ernst Jandl) zu interpretieren. Die Uraufführung der Kompositionen wird mit einer szenischen Lesung von Texten der Wiener Gruppe verknüpft. Die Auseinandersetzung der Künstler mit Sprache als Material zwischen Klang und Bedeutung ist die Inspiration, die aktuelle Bezüge zwischen Text und Musik herstellt. „wo leben und eigentum bedroht werden, hören alle unterscheidungen auf“.

Dieses Zitat aus Bayers „der sechste sinn“ verweist auf die Auswirkungen unserer marktorientierten Gesellschaft und fordert uns auf, unterschiedliche Wirklichkeiten wahrzunehmen, andere Perspektiven zuzulassen und kulturelle Anpassungen zu hinterfragen. Aufführungsort ist das Museumszentrum Mistelbach, das mit seiner Sammlung der Werke des Aktionisten Hermann Nitsch eine sinnfällige Erweiterung der Performance in den Bereich der bildenden Kunst er-möglicht.