Jandl für den Tag

Kaufhausmusik – im Hintergrund läuft die CD und soll den Kunden Leichtigkeit bringen, die Lust aufs Einkaufen steigern und die Geldbörse lockern. Das vorliegende Projekt macht das Kaufhaus zum Ort der Sprachspiele, Wortspiele, Denkspiele; ganz im Sinn des Lyrikers und bekennenden Wortakrobaten Ernst Jandl, dessen Texte anstelle der üblichen Kaufhausmusik eingespielt werden.

Gedichte beim Tiefkühlfach; Poesie in der Gemüseecke; Lyrik neben der Getreidemühle. Sprachspiele für den Tag. Eine Anregung, damit die Zuhörenden beginnen, ihre eigenen Wortspiele zu kreieren, Begriffe auszutauschen, Buchstaben zu verwechseln und dabei ziemlich viel Spaß zu haben. Die Kinder machen es uns vor, ganz im Sinne Ernst Jandls, wenn sie z. B. sagen: Butter kann durch NICHTS ersetzt werden.

Ernst Jandls Gedichte sind Wortspiele voll Witz und Klugheit. Er benützte Wörter nicht nur, er drehte sie, wendete sie, schob sie hin und her, zerlegte sie, tauschte Buchstaben aus – und auf einmal klingt alles ganz anders.

Radikale Formen der Poesie nennt das die Wissenschaft. Jandl spielte mit der Sprache und nahm den Gedichten jeglichen Ernst. Er war ein Experimentierer und eckte in den frühen Jahren ganz schön an. Eine Trennung zwischen „ernster“ und „populärer“ Lyrik gab es für ihn nicht. Die Zeitgenossen nahmen ihm diesen, wie sie meinten, respektlosen Umgang mit der Sprache ziemlich übel. 1956 sind Jandls erste Sprachspiele entstanden; heute wächst jedes Kind mit seinen Gedichten auf – sie stehen in den Lesebüchern.