Von der Gewohnheit und ihrer Veränderung

Markante, stark frequentierte Orte werden durch eine Intervention verändert. Der Eingriff spielt mit der Irritation des gewohnten Erscheinungsbildes. Erst auf den zweiten Blick sieht man, dass die alltägliche Welt sich scheinbar absurd verhält: wenn aus den Ritzen der Steinstufen einer Mariensäule augenscheinlich Farbe rinnt oder der Ring im Löwenmaul eines Türklopfers durch einen Hundeknochen aus Kunststoff ersetzt wird.

Die Stellen haben für sich betrachtet nichts Spektakuläres; sie sind eher versteckt, oft am Boden, fallen beim Vorbeigehen aber dennoch auf. Hier entsteht ein Moment der Spannung. Ein ironischer Zugang ermöglicht es, die erste Hürde der Rezeption der neu entstandenen Skulpturen zu nehmen. Der Einstieg erfolgt über das Schmunzeln, zugleich aber zeigt sich, dass die Intervention eine Kettenreaktion der veränderten Wahrnehmung des öffentlichen Raumes auslöst.

Die meist denkmalgeschützten Objekte werden baulich nicht verändert, die Interventionen sind nicht dauerhaft. Die Montage erfolgt temporär mit einer Dauer von maximal zehn Tagen. Erst durch eine fotografische Dokumentation entstehen Kunstwerke, die zu „Originalen“ werden.

In einem Katalog werden die „Waidhofner Interventionen“ in ihrer Gesamtheit festgehalten und mit Texten von Maximilian von Geymüller (Kunsthalle Wien), Herbert Justnik (Kustos für Fotografie im Volkskundemuseum Wien) und Käthe Wenzel (Kunsthistorikerin, Berlin) ergänzt. Die Präsentation findet im Rothschildschloss statt.