Ein Synästhetisches Stadtkonzert
Synästhesie: Die Fähigkeit, physikalisch voneinander getrennte Wahrnehmungen zu verbinden. z.B.: Töne und Harmonien werden nicht nur gehört, sondern zusätzlich als Farben gesehen. (aus: Wikipedia)
Vor etwa hundert Jahren revolutionierte der russische Komponist und Synästhet Alexander Skrjabin mit zwölf bemalten Glühbirnen den Konzertbegriff. Er schrieb zu seinen Kompositionen spezielle Noten für „Luce“, zu spielen auf einem eigens konstruierten Farbenklavier. Der Komponist erdachte „symbiotische Farb-, Licht- und Klanginszenierungen“ in riesigen Arenen mit tausenden Besuchern und erweiterte damit das Konzert zu einem multimedialen Gesamtkunstwerk.
Der „Lichtturm“ versucht genau das umzusetzen und bespielt den Stadtkern von Waidhofen mit einer zeitgenössischen Komposition für Klang und Licht. Die Türme der Stadt bilden die Projektionsflächen für eine riesige Lichtorgel; die ganze Stadt wird zur Bühne. Die Musik ist nicht an einem Punkt verortet, sondern verteilt sich, wie das Licht, in der Stadt. Die Besucher, zugleich Hörer und Seher, bewegen sich frei im Stadtraum, der zugleich Konzertraum ist. Die Musik und das Licht werden dabei in Echtzeit von einem Farbenklavier gesteuert.
Das Konzert lotet die Schnittstellen zwischen Klang, Licht, Bildender Kunst und Multimedia aus. Skrjabin vermutet übrigens, dass, sobald alle Menschen ein entsprechendes synästhetisches Konzert besuchen, die gesamte Menschheit auf eine höhere geistige Ebene gelangt. Das wäre doch ein interessanter Versuch …
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