WENIGER IST MEHR
Früher waren sie in jedem Dorf zu finden, als Zeitvertreib für die Leute, präziser gesagt für die Männer: einfache, ortsspezifische Kegelbahnen. Daraus entwickelte sich in kurzer Zeit ein Hightech-Sport, bei dem keiner mehr die Kegel anzugreifen braucht, dafür aber zahlen muss, und zwar nicht nur die symbolischen Groschen, die die Kegelbuben früher fürs Aufstellen erhalten haben.
So wie auf amerikanischen Parkplätzen vor großen Einkaufszentren eine Symbiose von Wohnmobilbewohnern mit Kaufhauskettenbetreibern entstanden ist, soll durch dieses Projekt ein Spielraum im engsten Sinn des Wortes entstehen, ein Ort, an dem sich einander nicht oder kaum bekannte Menschen treffen, sich beim Spiel kennenlernen und vielleicht auch neue Aspekte in ihrem Leben finden können.
In liebevoller, kreativer Arbeit entsteht zwischen der Seedose und dem Badestrand aus ausgemusterten Materialien eine brauchbare Kegelbahn, nie gesehen, wie von einem anderen Stern. Kegel und Kugeln, im Lowtech-Verfahren hergestellt, sind natürlich auch vorhanden. Spielregeln samt einer Anleitung zu Pflege und weiterem Ausbau der Bahn sind ebenso da wie eine Sitzgelegenheit für rastende Kegler und Zuseher sowie die obligatorische Tafel zum Mitschreiben der Punktestände. Die Spieler können die Anlage in Absprache mit dem Projektleiter durch eigene Beiträge weitergestalten, sodass eine Geschichte des Gebrauchs ablesbar wird.
Frei nach dem Motto „bitte mehr weniger!“ könnte die Einsicht entstehen, dass Spielräume unabhängig von den eingesetzten Ressourcen auf sehr einfache Weise entstehen können: Benötigt wird lediglich die Kreativität und Spiellaune der Akteure.
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