DAS MENETEKEL EINES WELTENBRANDES Im Jahr 1938, kurz nach der Annexion Österreichs durch deutsche Truppen, wurden Döllersheim und 40 weitere Waldviertler Orte zwangsweise ausgesiedelt, um Platz für den Truppenübungsplatz Döllersheim (heute bekannt unter Tüpl Allentsteig) zu schaffen. Rund 7000 Menschen mussten ihre Heimat verlassen, in der ihre Familien seit Jahrhunderten ansässig waren. Der Diktator löschte damit zugleich seine Vergangenheit aus: Ausgesiedelt wurde jene Region, aus der auch Vorfahren von ihm stammten. Fast 70 Jahre sind seit dieser Zwangsabsiedlung vergangen. Gras wächst über die Geschichte ebenso wie über die Friedhöfe und Ruinen. In Anbetracht des folgenden mörderischen Krieges mit vielen Millionen Heimatvertriebenen mag man die Geschehnisse des August 1938 für eine unbedeutende Episode halten. Dennoch: Die Zwangsaussiedlung war eine Ankündigung, ein Menetekel für bevorstehende unvorstellbare Grausamkeiten, ähnlich wie die Bombardierung von Guernica im spanischen Bürgerkrieg. Für beide und vieles mehr gilt: Niemals vergessen. Ein Gedenktag wird im August 2006 an die schmerzlichen Ereignisse rund um den August 1938 erinnern, aber auch daran, dass hier mitten im Waldviertel eine innere Grenze entstand. Ein Gebiet halb so groß wie Wien blieb bis heute dem Militär vorbehalten; für Zivilisten gibt es nur einen beschränkten Zugang. Der Gedenktag wird geprägt sein von zahlreichen Impulsen und Aktivitäten. Von 8 Uhr früh bis 8 Uhr abends wird Döllersheim seine erzwungene Ruhe aufgeben und – für zwölf Stunden – ruhe.los sein.
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